Liebhaberisch

— November 2016 —

Die Sonne blinzelt mir ein letztes Mal zu, ich blinzele zurück und beide versinken wir. Die Sonne in Australien, ich in meinen Gedanken. Dunkelheit umgibt die HighGayOne. Ich schalte das Licht hinter meinem Stirnlappen an und seh mich um. Es ist als stünde ich an einem Traumstrand und blickte aufs Meer hinaus. Endlose Weite, glasklar der Grund. Keine Fische, keine Vögel, nichts. Alles unverschissen. Leise denke ich vor mich hin. Gedanken kommen und gehen, wie Wellen oder früher die Liebhaber. Liebhaber … ich bleibe hängen. Liebhaber. Das Wort. Einer, der lieb hat. Lieb haben. Lieb-haber. Gibt es liebhaberisch? Wäre das jemand, der sich das Recht auf Liebe erzwingt? Wie ein rechthaberischer Mensch sich die Wahrheit erzwingt. Wie in der Welt der Politik und Religion. Muss ich mir dort erst das Recht auf Liebe erzwingen bevor sie sich der Wahrheit öffnen können? Mein Homoleben gleicht einer Stafette im 3er-Rhythmus. Kein Walzer. Nein. Seit Generationen übergibt sich der Stab an die nächste und alle rennen wir dabei in Hürden. Zu hohe Hürden. Parlamentarische Hochwürden. Für mich nur Hochhürden. HOMO gegen PHOBIE heisst das Spiel. Mutter Teresa lässt grüssen. Seh ich am Ende so aus? Geknickt, verschrumpelt und spielsüchtig. Will ich das? Scheint mir zu hoch, der Preis. Wir leben doch in einer Billigkultur. Suche ich Niveau, suche ich umsonst. Warum sagt die Politik Nein zu uns? Haben die das in der Therapie gelernt? Warum sagt die Kirche immer: „Der Herr sei mit dir“, wollen dann aber, dass ich eine Frau heirate? Ich hab das mit dem Herrn geglaubt. Selber schuld. Ich lösche das Licht. Können sie mich doch alle mal kreuzweise auf Facebook liken, mir doch egal. Drinnen auf der HighGayOne ist es ruhig, Friede sei mit mir. Und der Welt.

Kolumne erscheint in der gayAgenda Bern

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