Team for Love oder Eulen nach Athen?
Schade schade, ich konnte gestern nicht dabei sein an der Parade für Liebe, ich musste anschaffen, Geld. Ja, auch ich muss ab und wann schauen, dass der Kühlschrank nicht vereinsamt und das Licht darin nicht umsonst brennt. So konnte ich nur auf dem Kasernenareal mich umschauen, eine kurze Zeit, und ein paar flüchtige Eindrücke mit nach Hause nehmen. Eindrücke, die nachwirken, nachklingen und schmerzen. Pride & Leid, so nah beisammen.
PRIVATSACHE? Nein Herr Parteipräsident, ich bin NICHT Privatsache. Das ist eben was sie nicht verstehen. Weder am Stammtisch noch im Parlament. Wie und wo und mit wem ich es treibe ist vielleicht Privatsache, ja, aber: Ich bin öffentlich. Ich lebe, bewege mich in der Gesellschaft und mein Homosein ist nun mal ein entscheidender Teil von mir. Das prägt meine Wahrnehmung, mein Denken, die Gespräche, die ich führe, meinen Humor, meine Verzweiflung, meine Freude, die Liebe und mein Leben. Ich bin mehr als bloss ein kopulierendes Wesen. Solange ich Privatsache bin, kann man mich verstecken, ignorieren, ausblenden, ausgrenzen aus der Gesellschaft, dem Leben UND der rechtlichen Gleichstellung. Verstehen Sie jetzt Herr Parteipräsident? Ihr Coming Out als Heterosexueller war vielleicht lustig und gut gemeint aber es schmerzt mich in meiner Seele, denn ich sehe, Sie haben von Tunten und Blasen keine Ahnung, Sie verstehen nicht.
Sagen Sie einem Blinden auch, dass Sie im Dunkeln nichts sehen und es deshalb unnötig ist, zu erwähnen, dass es blöd ist, nicht’s zu sehen? Und verspüren dabei noch Einigkeit?
Dann traf ich noch einen befreundeten Hömeler, der den Sinn der Reden nicht verstand weil es für ihn kein Handlungsbedarf gibt, da es IHM ja gut geht und anscheinend deshalb nicht sieht wo es „uns“ denn schlechter ginge … da es IHM ja gut geht. Wir können ja heiraten, meinte er … Nein, wir können uns eintragen und das kann für einige auch ein Zwangsouting bedeuten wenn sie Formulare ausfüllen müssten … Und das Antidiskriminierungsgesetz warf ich weiter ein … was ihn nicht gross beeindruckte: Oooooh, wo wirst du denn diskriminiert? Worauf ich meinte, ok, du und ich, wir können vielleicht damit umgehen, aber viele nicht … und überhaupt, solange sich Jugendliche noch umbringen … und geh mal aus deinem gewohnten Umfeld raus, aus deiner Komfortzone, und dann schau mal wie schnell es gehen kann, bis man in dir nur die dreckige Schwuchtel sieht …
Mir scheint, die Ungerechtigkeit geht an ihm vorbei, ihm geht es gut … wie so vielen. Ja, mir geht es auch gut und ja, wenn ich nur von mir aus gehe, geht es „uns“ bestens.
Natürlich kann kein Gesetz vorschreiben, uns zu mögen. Da ist jede und jeder auf sich gestellt. Deshalb ist auch das Selbstwertgefühl, die Selbstliebe und all das so wichtig. Nur … solange wir in einer Gesellschaft aufwachsen, in der wir Homomenschen vor dem Gesetz und dem organisierten Glauben noch als minderwertig angesehen werden, wird der Homophobie indirekt recht gegeben, und das Selbstverständnis für die natürliche Tatsache kann sich in der Gesellschaft kaum einstellen.
Was ich immer weniger begreife, ist, dass wir noch für gleiche Rechte demonstrieren müssen. Wie die lustige JOIZ-Moderatorin auch nicht, der niemand zuhörte und die sagte, gleich wären die Boring-Reden vorbei und wohl alle, die 2016 noch gegen uns wären, underfucked seien. Ob die nun under, over oder fucked up sind, ist mir eigentlich egal. Fucked oder zu deutsch, Fakt ist: Wer nicht dafür ist, ist dagegen. Sie wollen uns die gleichen Rechte nicht geben. Es gibt keine vernünftigen Argumente dagegen. Gute Absichten sind überflüssig. SIE WOLLEN NICHT. Warum ist einfach:
Wir sind nicht gleichwertig. Frauen sind nicht Männer, Ausländer nicht Inländer und Hömeler keine Heten. Punkt. Und wer entscheidet das? Der heterosexuelle, gesunde, inländische Mann. Und noch ein paar Damen und Herren von der SVP, der CVP der EDU, der EVP … Die Classe Sexuelle, dort wo Pimmel und Muschi sich gute Nacht sagen.