Auf der HighGayOne nach Lourdes
— Januar 2016 —
Wer kennt sie nicht, die Blinde Kuh, der einzige Darkroom für Heten und für uns die VIP-Lounge schlechthin, wo sonst kriegen wir beim Fummeln noch lecker Essen serviert und das, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen, sich von Blinden bedienen zu lassen. Sie lieben es, wir lieben es.
Zur Begrüssung gibt’s was zu trinken, das Essen wird bestellt, und schon geht die Post ab. Mit einer Polonaise, durch Vorhänge und Schleusen, geht es ab in die Tucken-VIP-Lounge. Einmal im Dunkeln, überkommt mich eine Vertrautheit, die mich immer wieder vor Ehrfurcht erschaudern lässt. Irgendwo im Nichts setzen wir uns hin, Lutz, mein Tankwart, ich und mein Therapeut. Von den Nebentischen erreicht uns ein dezentes Gebrabbel, der Laden ist voll, ab und wann hören wir ein „Aua“ oder „Wo ist meine Tasche“, es scheppert, zwei Blinde fluchen sich an. An unserem Tisch ist es erstmal ruhig, logisch, wir labern im Darkroom ja auch nicht rum, der Wein wird serviert und schon ist die Hand von meinem Tankwart auf meinem Schenkel, mein Therapeut beginnt was von Nyktophobie zu faseln, Lutz von Homophobie, ich füttere meinen Tankwart mit Salatblättern, seine Hand tastet sich vor, Lutz unterhält sich weiter prächtig mit meinem Therapeuten über Exhibitionismus und die Lust, sich an öffentlichen Orten zu befriedigen, bis wir merken, dass es plötzlich ganz still im Raum wird und einige Leute die Rechnung verlangen, mein Salatblatt findet keinen Mund, ich fuchtle ins Leere, der Stuhl neben mir ist frei, da spür ich von unter dem Tisch her, zwischen meinen Beinen, langsam einen Wuschelkopf kommen, dessen Lippen sich auf meinem Bauch ein bisschen Haut suchen und spätestens jetzt bin ich froh, hab ich das Poppers zuhause vergessen, ich hätte die Blinden wohl alle gleich noch nach Lourdes verschleppt. Happy New Year!